Abschiedsfahrt TRI Train Rental auf der Neckar-Alb-Bahn

 


Irgendwann hat es ja mal so weit sein müssen: Am 13.12.2024 endete der Ersatzverkehr der TRI Train Rental auf der Neckar-Alb-Bahn. Leider endet damit auch ein stetiger Quell von abwechslungsreichen Lokeinsätzen und Zugkompositionen, denn die Firma TRI ist spezialisiert auf Ersatzverkehre mit Oldtimerlokomotiven und Waggons, die sie liebevoll aufarbeiten. Der sogenannte HVZ-Verstärker (also ein Verstärkerzug zur Hauptverkehrszeit) wurde seit 2019 fast durchgehend von der TRI, oder mit Beteiligung der TRI mit allen möglichen Lokomotiven der Baureihe 110 und 111 gefahren. Darüber habe ich hier ja auch schon mehrfach berichtet.

Natürlich war es für mich auch Pflicht diese letzte Fahrt mitzuerleben!

Daher reiste ich trotz Freitag dem 13. (;-)) am Nachmittag mit einem Regelzug der SWEG nach Stuttgart um dann die Rückfahrt nach Nürtingen mit dem TRI-Ersatzzug zu machen.


Der Stuttgarter Hauptbahnhof ist inzwischen fest in der Hand von Zügen mit dem gelb-weißen Farbschema der Nahverkehrsgesellschaft Baden-Württemberg. Auf dem oberen Foto sieht man gleich drei Gesellschaften, die im Auftrag der Nahverkehrsgesellschaft BW und ihrer Marke bwegt fahren. Links ein Triebwagen der Baureihe 8442 der SWEG, der gerade aus Tübingen angekommen ist, in der Mitte ein FLIRT-Triebwagen von Arverio, der nach Aalen will und ganz rechts ein Dieseltriebwagen der Baureihe 612 der DB Regio mit Fahrtziel Sigmaringen.


Aber es gibt natürlich auch noch interessanten Fernverkehr in Stuttgart, so wie hier der gerade ausfahrende Stadler KISS-Doppelstocktriebwagen der DB Fernverkehr auf dem Weg nach Zürich. Die Triebwagen wurden von der DB gebraucht von der österreichischen Westbahn gekauft, da sie bereits über eine Zulassung für die Schweiz verfügten und werden seither u.a. auf der Strecke Stuttgart-Zürich als IC eingesetzt.


Davor aber fast noch interessanter: Eine Doppeltraktion der Baureihe 218 der DB, die auf den nächsten Einsatz warten. Diese mittlerweile sehr betagten Dieselloks aus den 70ern und 80ern bespannen nach wie vor die IC-Züge nach Oberstdorf, weil ab Ulm keine Oberleitung mehr vorhanden ist.


Das Gleis 14 im Hauptbahnhof Stuttgart wurde noch von einem vorausfahrenden Zug blockiert: Der Triebwagen der Baureihe 8442 der SWEG will ebenfalls nach Tübingen, was er dann mit pünktlicher Abfahrt auch in Angriff nahm.


Danach wurde dann endlich der HVZ-Verstärker bereitgestellt.
Bereits im Vorfeld war bekannt, dass der Zug in den letzten Wochen mit der Kasten-Zehner 110 198 bespannt werden würde. Da diese Lok keine Wendezugsteuerung besitzt muss sie jeweils am Zuganfang stehen. Daher erfolgte die Einfahrt nochmal so richtig klassisch geschoben aus dem Bahnbetriebswerk Rosenstein mit einem Sicherungsposten an der Zugspitze.



Die Lok selber befindet sich wie fast alle Loks der TRI in einem absolut tadellosen optischen Zustand.



Immerhin war es an diesem Tag 66 Jahre, 1 Monat und 8 Tage her, dass sie am 5. 11. 1958 in Dienst gestellt wurde. Damit ist sie nochmal 5 Jahre älter als die bisher älteste TRI-Lok, die ich auf der Neckar-Alb-Bahn gesehen habe.


Aber auch der Wagenpark hatte schon einige Jahre und bestimmt etliche Millionen Kilometer auf dem Buckel. So genau konnte ich das für den Waggon 55 80 31-33 453-2, mit dem ich gefahren bin nicht heraus finden, aber soviel ist bekannt: Er wurde 1992 vom BW Halberstadt aus der noch älteren Waggonbaureihe ABn 703 umgebaut. Die Baureihe ABn 703 wurde von 1960 bis 1967 gebaut.


Im Inneren war der Waggon noch im typischen 90er-Jahre Design der DB Regio mit den klassischen Sitzbänken aus den Jahrzehnten davor gestaltet.


Auch die Türen weckten noch (nicht immer gute) Erinnerungen an die Kindheit und Jugendzeit!


Die Technik der 60er Jahre wurde beim Umbau 1992 aber offensichtlich nicht verändert, der Waggon war beim Einsteigen nämlich noch dunkel, die Lampen gaben nur ein schwaches Licht von sich.
Der Schaffner zuckte nur die Achseln und meinte: Achsgenerator, der muss noch ein Stück fahren, dann geht das Licht an! War dann auch so.


Die Besonderheit dieser Fahrt wurde aber auch nochmal bei der Abfahrt in Stuttgart deutlich: Der Zug verließ den Hauptbahnhof mit einem äußerst langgezogenen Pfiff, während sich sämtliche Fahrdienstleiter aus den Fenstern des Stellwerkes lehnten und dem Zug hinterherwinkten! Das war ein sehr ergreifender Moment. Schön, dass die Fahrdienstleiter bei allem Stress sich dann doch die Zeit für so eine besondere Geste nahmen!


Auch die Firma TRI ließ sich nicht lumpen und verteilte an alle Fahrgäste kostenlos Punsch, Glühwein und Brezeln. Gefühlt war der Zug aber eh zu 90% mit Eisenbahnfans gefüllt, es herrschte eine eher ausgelassene Stimmung und niemand beschwerte sich über heruntergelassene Fenster, wenn jemand fotografieren wollte.


So ging es in rasantem Tempo ohne Halt bis Plochingen und danach wiederum ohne Halt weiter bis Nürtingen, wo ich den Zug verließ.
Inzwischen war es sehr dunkel geworden, trotzdem ließ ich mir es nicht nehmen auch bei schlechtem Licht noch zwei Abschiedsfotos vom HVZ-Verstärker in Nürtingen zu machen.



Wie ich dem Flurfunk aber entnehmen konnte ist es wohl noch nicht das Ende des HVZ-Verstärkers in den Händen eines Subunternehmers der SWEG. Anscheinend sollen ab Montag neue Talent 3 Triebzüge der Firma Rock Rail den HVZ-Verstärker übernehmen.
Ich werde auf jeden Fall die Augen offen halten und hier berichten!