Fleischmann 7969 Schienenreinigungslok: Umbau auf ein besseres Fahrwerk


Meine Schienenreinigungslok der Firma Fleischmann habe ich gebraucht mehr oder weniger als Zugabe erworben. Von Anfang an war klar, dass die Lok nicht richtig funktioniert. Schuld war in meinen Augen eine Kombination aus einem schlechten Fahrwerk (nur zwei Achsen ohne Haftreifen), jahrelangem Einsatz und den Schienenreinigungstellern, die während der Fahrt rotieren und so Dreck von den Schienen schleifen sollen.


Diese Funktion habe ich sofort deaktiviert, Schienen schleifen mit Schleifpapier und sei es noch so fein, geht gar nicht! In den Riefen setzt sich der Dreck nur noch besser fest.


Aber auch ohne "Schleifapparatur" blieb das Fahrverhalten schlecht und die Zugkraft niedrig.
Da mir die Lok aber vom Aussehen her irgendwie gefällt wollte ich sie nicht einfach abstellen und entsorgen.
Daher überlegte ich wie ich das marode Fahrgestell renovieren könnte.


Der Aufbau der Lok ist recht simpel und im Übrigen baugleich zur Fleischmann 7218 Werkslok.
Ein dreipoliger Motor treibt über zwei Zahnräder ein Schneckengetriebe an, von dem dann jeweils die Achsen angetrieben werden. Die Stromaufnahme erfolgt außen an den Rädern mittels Metallbügel. Die Kombi von schlechter Stromaufnahme und einem nur dreipoligen Motor ohne Schwungmasse sorgt dafür, dass die Lok bei der kleinsten Kleinigkeit sofort stehen bleibt. An rangieren oder reinigen ist so nicht zu denken.  

Daher entschied ich mich nur den Lokkasten zu behalten und ein komplett neues Fahrgestell für die Lok zu suchen.
Da unsere Modelleisenbahn als Thema Schweizer Berge und die Rhätische Bahn (RhB) hat stellte ich flugs folgende Historie für die Lok auf:
Im Zuge diverser Bauarbeiten am Albula- und Vereinatunnel suchte die RhB eine leichte Bauzuglok. Hier wurde sie in Deutschland bei der Edelweissbahn fündig, die gerade neues Rollmaterial beschafft hatte und daher eine Lok aus der Gründerzeit übrig hatte. Ein wesentlicher Grund für die Entscheidung war, dass es sich bei der Lok um eine Hybridlok handelte, an der die Firma Stadler einen Hybridantrieb aus Diesel und Elektroantrieb getestet hatte, bevor er in mehreren Triebwagen in Serie ging. Daher besaß die fast 100 Jahre alte Lok ein ziemlich neues Fahrgestell samt Antrieb.
Schnell wurde sich man einig und die Lok wurde in die Hauptwerkstatt der Rhätischen Bahn nach Landquart überführt.
Da die Zeit aber sehr knapp war ging die Lok direkt nach dem Einbau der RhB-Mittelpufferkupplungen und der Zugsicherungssysteme in den Einsatz. Daher ist sie bis heute in ihrem blau-weißen Ursprungslack unterwegs.

Das neue Fahrgestell:


Nach einigen Recherchen entschied ich mich für das KATO 11-105 Fahrgestell, welches man einzeln kaufen kann. Der Unterschied zu den technischen identischen Fahrgestellen 11-106 und 11-107 besteht ausschließlich in den Drehgestellblenden. Hier fand ich die angedeuteten Federn des KATO 11-105 genau richtig. Außerdem fand ich die Stromaufnahme über alle Achsen sehr gut. So sind auch alle unsere anderen RhB-Loks aus dem Hause KATO aufgebaut und die fahren alle einwandfrei. Darüber hinaus punktete das winzige Fahrgestell mit einem fünfpoligen, schräggenuteten Motor und wenigstens einem Haftreifen. Besser als keiner! ;)


Nicht zuletzt passte es natürlich auch von den Maßen her gut zu der Fleischmann Lok.


Am Lokkasten entfernte ich zuerst die Pufferbohlen. Die RhB hat ja Mittelpufferkupplungen, außerdem waren sie im Weg.


Danach setzte ich das Fahrgestell in das Gehäuse ein. Links und rechts bleibt ein deutlicher Spalt übrig, da das Fahrgestell deutlich schmäler als der Lokkasten ist. Diesen füllte ich mit jeweils drei Lagen Karton auf. Netterweise hat KATO den Karton gleich mitgeliefert! ;)



Das reichte fast, aber noch nicht ganz, noch hatte man das Gehäuse in der Hand, wenn man die Lok hochhob. Also noch jeweils einen Streifen Papier drauf und schon hielt das Fleischmanngehäuse der ehemaligen Reinigungslok durch Reibung sehr sicher auf dem KATO 11-105 Fahrgestell.


Nun stand eine erste Testfahrt an. 
Fazit: Lok läuft super, aber sie hat praktisch keine Zugkraft! Sie schafft es gerade einmal sich selber den Berg hoch zu bekommen, schon ein (!) angehängter Güterwaggon und die Lok blieb stehen! 
Schnell war klar: Die Lok war zu leicht!

Das ursprünglich in der Reinigungslok verbaute Metallgewicht konnte ich mit dem neuen Fahrgestell nicht mehr verwenden. Daher füllte ich den Dachbereich mit Anglerblei aus. Die Kügelchen unterschiedlicher Größe bekommt man in jedem Anglergeschäft oder Baumarkt. Blei ist es heutzutage natürlich nicht mehr, aber schwer sind sie trotzdem.


Mit den Gewichten konnte die Lok nun problemlos die für sie vorgesehenen Aufgaben im Bauzugdienst erledigen.


Aus der Bastelkiste spendierte ich der Lok noch jeweils vorne und hinten Trittbretter. Die sind an der Stelle zwar eher überflüssig, aber sehen gut aus! ;)



Damit war die renovierte Lok fertig und der Einsatz konnte beginnen!

Fazit:
Mit dem sehr guten und preiswerten KATO 11-105 Fahrgestell (ich habe ca. 25 Euro bezahlt) konnte ich dieser an sich schönen Lok ein zweites Leben spendieren. Besonders gut gefällt mir die Stromaufnahme an allen Achsen und der Haftreifen. Damit kommt man über jede Weiche und hat auch noch etwas Zugkraft am Berg zur Verfügung. Der fünfpolige Motor läuft sehr weich und lässt sich gut regeln, ist aber nicht so fein wie z.B. beim Allegra. Der ist aber auch preislich in einer ganz anderen Liga!


Am Wochenende fand dann auch gleich die erste Charterfahrt der Lok statt:


Die Brauerei Kulmbacher organisierte eine Sonderfahrt für Geschäftspartner aus aller Welt zum schönen Engadiner Stausee. Der Zug bestand aus einem historischen Plattformwagen, einem offenen Aussichtswagen und (natürlich) einem Bierwagen. Man munkelt dass die Fahrgäste dem Hopfentee im Bierwagen schon bei der Hinfahrt so zusprachen, dass der Lokführer bei der Rückfahrt gebeten wurde möglichst langsam und schonend zu fahren!