Bahnhof Münsingen und Schwäbische-Alb-Bahn, Oktober 2024

 


Im Oktober 2024 legte ich auf der Durchreise einen kurzen Stopp am wunderschönen 
Bahnhof Münsingen
 auf der Schwäbischen Alb ein.

Der Bahnhof Münsingen ist für Eisenbahnfreunde ein wahres Eldorado und bietet eine Vielzahl von äußerst interessanten Dingen und Fahrzeugen zum Entdecken.



Doch zuerst einmal zu den Eckdaten: Der Bahnhof Münsingen wurde 1893 als Endstation der Zahnradbahn Reutlingen - Münsingen erbaut und hat ein typisch Württembergisches Empfangsgebäude, welches heute sehr schön renoviert ist und der Schwäbischen-Alb-Bahn (SAB) gehört.
1901 erfolgte dann der Weiterbau der Strecke nach Schelklingen, wo die Strecke auf die Bahnlinie Ulm - Sigmaringen der heutigen DB InfraGo trifft. 
Der Abschnitt nach Reutlingen ist größtenteils schon lange abgebaut, nur auf einem Teilstück zwischen Münsingen und Engstingen liegen heute noch Gleise und findet Betrieb statt. Von Engstingen besteht aber auch heute noch die Verbindung nach Gammertingen, wo die Strecke auf die Zollern-Alb-Bahn der SWEG trifft.


Interessant finde ich, dass die Infrastruktur neben den Gleisen am Bahnhof Münsingen, also Bahnsteige, Gebäude, etc. heute der Schwäbischen-Alb-Bahn gehören, die hier auch ihren Betriebsmittelpunkt hat. Die Strecke selber gehört aber der Erms-Neckar-Bahn Schieneninfrastruktur GmbH. Das kannte ich so auch noch nicht!


Die Schwäbische-Alb-Bahn betreibt auch die einzige Regionalbahnlinie im Bahnhof Münsingen als RB 59 Schelklingen - Gammertingen. Einzelne Züge fahren auch bis Ulm Hbf.

Für den Verkehr auf der Linie setzt die SAB Triebwagen und Steuerwagen vom Typ NE81 ein. Heute bestand der Regelzug aus dem Triebwagen 626 128 und dem Steuerwagen 926 201.



Der Triebwagen 626 128 aus dem Jahre 1993 hat schon ein in mehrfacher Hinsicht bewegtes Leben hinter sich: Zuerst gehörte er bis 2006 der Bodensee-Oberschwaben-Bahn, danach kam er noch für drei Jahre zur Hohenzollerischen Landesbahn (HzL), bevor er dann 2009 zur SAB kam. Hier hatte er 2021 einen schweren Bahnübergangsunfall mit einem Müllauto. Ich kann mich noch erinnern, dass der Triebwagen bei dem Unfall komplett auf die Seite kippte. Zum Glück gab es damals nur leicht Verletzte. Der Treibwagen wurde wieder aufgebaut und steht seit Februar 2023 wieder in Dienst, aber man sieht ihm noch (oder schon wieder?) ein paar Schäden an:


Der Steuerwagen 926 201 hingegen wurde schon 1985 gebaut und ist ebenfalls schon etwas herumgekommen: Zuerst stand er bis 1994 bei der SWEG in Dienst, danach kam er für 10 Jahre zur Albtal-Verkehrsgesellschaft. 2004 übernahm ihn dann wieder für 10 Jahre die Württembergische Eisenbahn Gesellschaft (WEG). Nun steht er seit 2014 bei der SAB in Dienst.


Noch interessanter als der Regelverkehr, der ja auch schon einige Überraschungen zu bieten hatte, waren aber die abgestellten Fahrzeuge der Schwäbischen-Alb-Bahn im Bahnhof Münsingen.


Hier fotografierte ich zuerst den Steuerwagen 926 250 aus dem Jahr 1993. Äußerlich sieht der Wagen sehr gut aus, er wurde offensichtlich gerade erst frisch lackiert. Nur mit einer Frontscheibe gibt es wohl noch ein Problem. Sehr schön sah man hier auch die Wappen der Gemeinden entlang der Schwäbischen-Alb-Bahn.


Dieser Steuerwagen stand zusammengekuppelt mit einem weiteren Steuerwagen vor dem Lokschuppen in Münsingen. Der zweite im Bunde war der Steuerwagen 926 144 ebenfalls aus dem Jahre 1993. Diesem Steuerwagen sieht man aber noch gut seine Ursprungslackierung der Hohenzollerischen Landesbahn (HzL, heute SWEG) an.



Die Schwäbische-Alb-Bahn betreibt auf ihrer Strecke aber auch einigen Güterverkehr. Dafür vorgesehen sind zwei sehr schöne und interessante Dieselloks, die ich beide am Bahnhof Münsingen erwischt habe.


Das wäre zum Einen die V70, eine vierachsige Diesellok, die 1959 gebaut wurde und seit 2022 für die SAB im Einsatz ist. Von dieser Lok gibt es nur ein Exemplar weltweit.



Zum Anderen handelt es sich um die noch zwei Jahre ältere V50 001.
Diese Lok wurde 2020 einer Großkomponentenrevision unterzogen, was man ihr auch deutlich ansieht. Sie sieht wieder fast aus wie neu.



Für Verschiebearbeiten besitzt die SAB noch eine Köf III, genauer gesagt die Köf 11 003 und damit eine der Prototypenmaschinen für die neue Baureihe Köf III, welche die DB ab 1959 in Dienst stellte.

Auch diese Diesellok befindet sich in einem super Zustand.


Etwas weiter hinten war ein historischer Wagenzug abgestellt, welcher eigentlich der GES (Gesellschaft zur Erhaltung von Schienenfahrzeugen) gehört und von der SAB für historische Sonderfahrten eingesetzt wird. Es handelte sich dabei um Teile des "Hohenzollernzuges"


Dazwischen war noch ein ebenfalls frisch renovierter MAN-Schienenbus mit Baujahr 1960 eingereiht.



Zwei weitere Exemplare dienen wohl eher als Ersatzteilspender und stehen mehr oder weniger ausgeschlachtet auf einem Nebengleis.


Ganz hinten entdeckte ich denn noch den Fahrradwagen, der im Sommer gerne als Freizeitexpress eingesetzt wird. Vorne und hinten jeweils ein NE81, dazwischen der Fahrradwagen.


Zum Schluss dann noch den daneben abgestellten und inzwischen ziemlich verunstalteten 626 143, der nach einem Motorbrand 2020 nur noch als Ersatzteilspender dient.


Insgesamt eine ziemlich fette Ausbeute für eine knappe halbe Stunde an diesem wunderschönen Bahnhof auf der Schwäbischen Alb. Hier kann ich jedem Eisenbahnfreund nur empfehlen mal vorbei zu schauen!